My favorite German Poems


AN DAS VATERLAND By JOHANN WOLFGANG VON GOETHE by usgermany
October 28, 2010, 7:56 am
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O mein Heimatland! O mein Vaterland!

Wie so innig, feurig lieb’ ich dich!

Schönste Ros’, ob jede mir verblich,

Duftest noch an meinem öden Strand!

 

Als ich arm, doch froh, fremdes Land durchstrich,                   5

Königsglanz mit deinen Bergen maß,

Thronenflitter bald ob dir vergaß,

Wie war da der Bettler stolz auf dich!

 

Als ich fern dir war, o Helvetia!

Faßte manchmal mich ein tiefes Leid;                               10

Doch wie kehrte schnell es sich in Freud’,

Wenn ich einen deiner Söhne sah!

 

O mein Schweizerland, all mein Gut und Hab’

Wann dereinst die letzte Stunde kommt,

Ob ich Schwacher dir auch nichts gefrommt,                         15

Nicht versage mir ein stilles Grab!

 

Werf’ ich von mir einst dies mein Staubgewand,

Beten will ich dann zu Gott dem Herrn:

“Lasse strahlen deinen schönsten Stern

Nieder auf mein irdisch Vaterland!”                                20



DER LETZTE BAUM By GOTTFRIED KELLER by usgermany
October 21, 2010, 7:54 am
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So wie die Sonne untergeht,

  Gibt’s einen letzten Baum,

Der wie in Morgenflammen steht

  Am fernsten Himmelsraum.

 

Es ist ein Baum und weiter nichts,^                                 5

  Doch denkt man in der Nacht

Des letzten wunderbaren Lichts,

  So wird auch sein gedacht.

 

Auf gleiche Weise denk’ ich dein,

  Nun mich die Jugend läßt,                                        10

Du hältst mir ihren letzten Schein

  Für alle Zeiten fest.



HERBSTBILD By Arnold Böcklin by usgermany
October 14, 2010, 7:53 am
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Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!

  Die Luft ist still, als atmete man kaum.

Und dennoch fallen, raschelnd, fern und nah,

  Die schönsten Früchte ab von jedem Banm.

 

O stört sie nicht, die Feier der Natur!                             5

  Dies ist die Lese, die sie selber hält,

Denn heute löst sich von den Zweigen nur,

  Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.



SOMMERBILD By JOHANN WOLFGANG VON GOETHE by usgermany
October 7, 2010, 7:49 am
Filed under: Original Lyrics | Tags:

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,

  Sie war, als ob sie bluten könne, rot;

Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:

  “So weit im Leben ist zu nah’ am Tod.”

 

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,                             5

  Nur leise strich ein weißer Schmetterling;

Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag

  Bewegte, sie empfand es und verging.